Sylvie Weidig
Lass los !
Aktualisiert: 7. Aug.
Loslassen bedeutet Abschied nehmen, eine Trennung von Menschen oder anderen Lebewesen sowie Situationen, die unser (Er-)Leben mitprägen und beeinflussen. Es gibt Momente, in denen wir uns früher oder später bewusst entscheiden jemanden oder etwas loszulassen. Sei es der Partner, mit dem wir nicht dieselben Werte und Visionen teilen, ein Arbeitsverhältnis, in dem wir uns nicht leben und unsere Stärken einbringen können oder gewisse Wünsche und Lebensträume, die sich augenblicklich nicht in die Tat umsetzen lassen. Es gibt aber auch Geschehnisse, wie der Tod eines geliebten Menschen oder Tieres, Hab und Gut, welches uns abhandenkommt, Kinder, die ausziehen, die uns ungewollt ins Loslassen versetzen.
Sowohl die bewusst gewählten Entscheidungen als auch eintretende Ereignisse, katapultieren uns aus der Komfortzone, bringen uns mit vielerlei unterschiedlicher Gefühle in Berührung, die durchlebt und losgelassen werden wollen. Jeder geht mit Loslassen anders um, viele tun sich jedoch extrem schwer und plagen sich mit Negativgedanken, wie es zukünftig weiter gehen wird? Oftmals sehen wir mehr die Schwierigkeiten und Probleme, die uns heimsuchen können und blockieren uns selbst. Meist gesellt sich Angst vor dem Ungewissen hinzu, anstatt die Veränderung positiv zu sehen, dem Leben zu vertrauen und der Zukunft freudig entgegenzublicken.
Loslassen ist kleine Tode sterben. Sterben ist ein Ereignis, das uns Angst einflösst. Wir sehen ein Ende, ohne zu wissen, ob und wie es weiter geht. Das macht Angst.
Die Natur lebt es uns anders vor. Der Wandel der Jahreszeiten zeigt uns beispielsweise den natürlichen Kreislauf von Werden, Wachsen und Gehen. Tiere kennen keine Angst vor dem Tod, sie leben den Augenblick, wissen, wann ihre Zeit gekommen ist, und geben sich ihr hin.
«Loslassen ist Hingabe | Hingabe ist Leben»
Warum schreibe ich diesen Artikel? Weil Loslassen eine Prüfung und für mich persönlich ein bewegendes Lebensthema ist.
Als ich mich Anfang 20 für mein Architekturstudium in Hamburg entschieden hatte, wurde ich kurz vor Auszug, dem Verlassen meiner Heimat, von einem heftigen Hyperventilationsanfall heimgesucht. Noch heute habe ich die gelben Baustellenstreifen vor Augen, die wie ein endloser Faden auf der Autobahnstrecke leuchteten. Es war eng innerhalb der Baustelle und stockfinster, kein Halt möglich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, Schwindel überfiel mich, ich schnappte immer wieder nach Luft, konnte meinen Atem nicht beruhigen und ich hatte nur noch ein Gefühl:
«Hilfe Du stirbst».
Dieser Moment war Auslöser für meine Panikerkrankung, die im wahrsten Sinne des Wortes mich und meine Lebensqualität bis ins Mark erschütterte. Als ehemalige Angstpatientin war das Festhalten, sich in sicheren Gefilden aufhalten meine erste Wahl zum Überleben. Anstatt loszulassen, Bewegung als Kanal zu nutzen wurde ich starr und unbeweglich. Ich fühlte mich in meinen Körper nicht mehr wohl, verlor den Kontakt zu mir und meiner Umwelt. Ich gab so viele Aktivitäten auf, Aktivitäten, die ich liebte, die mich Freude spüren und lebendig fühlen liessen.
Mein gesamter Organismus geriet out of control. Meine Gedanken spielten verrückt und drehten sich nur noch um die Angst vor der Angst. Ich konnte nicht mehr weite Strecken mit dem Auto fahren, stieg in kein Flugzeug mehr ein, gab das Snowboarden, generell sportliche Aktivität auf. Irgendwann konnte ich nicht einmal mehr im Supermarkt in der Schlange stehen, weil das Herz so raste, der Schwindel mich übermannte und elendige Schweissausbrüche mich plagten. Ich war nicht mehr die powervolle, junge Frau, die als ehemalige Leistungssportlerin und grundsätzlich Sport Begeisterte Bewegung liebte und vor Kraft nur so strotzte. Weder ich noch mein direktes Umfeld fand Verständnis für diese plötzliche Wesensveränderung und zeigte massiv Mühe. Das war eine wirklich grosse Herausforderung, deshalb, weil ich weder einen sicheren Anker in mir noch innerhalb meiner Familie oder Freunden fand. Ich fühlte mich mit meinem Shit allein und suchte schliesslich Hilfe bei Ärzten und Therapeuten.
Diese tiefe Erfahrung hat mich enorm geprägt. Doch ohne diese Erfahrung hätte ich mich niemals auf den Weg zu mir gemacht und stünde heute niemals dort, wo ich jetzt bin: "Voller Dankbarkeit immer mehr im Vertrauen in mich und das Leben"
Der Weg bis hierher war lang. Gesprächs-, Gestalt-, und Körpertherapien haben mich bis Anfang 30 begleitet. Yoga und Mediation mich tiefer in Kontakt mit mir selbst gebracht. Ich habe mich nicht aufgegeben, im Gegenteil, ich habe mir mein Leben, so wie ich es damals verstand, zurück erobert.
Jahre später, leistungsgetrieben auf der Karriereleiter vorwärts schreitend, bemerkte ich, wie ich in meiner Rolle als Architektin wie eine Maschine funktionierte. In einem egozentrischen Umfeld mit einem erhöhten Anteil an Negativkommunikation, wo es mehr um perfekte, leere Formen als lebendigen Inhalt geht, fühlte ich mich zunehmend zerrissen. Mein stetig steigender Wertekonflikt liess mich eine zentrale Frage stellen: Willst Du das wirklich? Dich in Räumen aufhalten und Räume mit Rendite schaffen, die mehrheitlich dem Streben nach Perfektion, Anerkennung und Aussenwirkung dienlich sind?
Daher traf ich eine erste Wahl für mich, vorerst kürzer treten und mehr Quality Time in mein Leben integrieren. Dazu gehörte der bewusste Entscheid für unsere Tiere. Mit ihnen begann ein neuer Abschnitt mit lebensverändernder Unterstützung. Wie heisst es so schön, Du bekommst nicht das Tier, das Du Dir wünscht, sondern das Tier, das Du brauchst. Meine Tiere haben mich weitere Angstkreisläufe durchleben lassen und sind meine besten Lehrmeister für mehr Verständnis und Sinn in meinem Leben. Mit ihnen bin ich auf Heldenreise gegangen. Sie haben mich Erfahrungen durchleben lassen, die mich mehr wahrnehmen und reflektieren liessen, als es frühere Sitzungen zur Bewältigung meiner Angst jemals taten. Für mich eine bahnbrechende Erkenntnis.
Meine Tiere haben mich neue Pfade beschreiten und meine Passion für das Lehren und Coachen lebendiger und gesunder Mensch-Umwelt-Tier-Beziehungen entdecken lassen. Sie haben mich Verbindung erleben lassen, Verbindung zu mir, der Natur und anderen Lebewesen. Einfach genial, wie ich heute den roten Faden in meinem Leben und den Ruf meiner Seele immer mehr wahrnehmen kann. All die Aus- und Weiterbildungen sowie Workshops im Bereich Training | Coaching | Recovery bringen mich meinem Herzensziel von individueller Lebensraumgestaltung und holistischer Lebensführung immer näher.
Letztes Wochenende hat es nochmals richtig Click gemacht. Als mein Mentor Veit Lindau im Gespräch mit Tobias Beck nach der Zielgruppe eines Coaches fragte, erhielten wir folgende Antwort:
«Die Zielgruppe ist Dein jüngeres Ich»
YES, das stimmt, denn einige meiner Kund:innen, die den Weg über verschiedene Kanäle zu mir gefunden haben, sind teils enorm leistungsorientiert und haben ein Thema mit Angst und Trauma.
Die verletzte Heilerin in mir darf immer mehr aktiv werden und dort Unterstützung geben, wo sie wirklich gebraucht wird.
«Im Sturm des Lebens»
Fühl Dich Herzlich Willkommen, wenn Du Dich vom Sturm ergriffen und entwurzelt fühlst, Dich fragst, welche Rolle Du in Deinem Leben übernehmen und wie Du es gestalten möchtest? Ich arbeite nicht therapeutisch. Ich unterstütze Dich auf anderen Wegen.
Ich bin da, begleite Dich allein oder in Beziehung zu Deinem Tier auf Deinem Weg zu Dir.
Zuhause ist | wo Du | ganz Du selbst bist
Deine Sylvie mit AUM, R | AUM zum Leben